Utopia Magazin No. 11 by Autoren div

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Autor:Autoren, div. [Autoren, div.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


89

Die Explosion damals hat mich buchstäblich in Stücke zerrissen. Selbstverständlich hatten Linda und ich unsere Zukunfts-pläne. Aber wir wußten beide, daß es ein gefährlicher Beruf war, in dem ich arbeitete.«

»Und trotzdem…«

»Wir glauben, unsere Ehe könnte halten. Aber nachher war ich es, der auf eine Scheidung drängte. Doch Linda überzeugte mich davon, daß wir es trotzdem schaffen würden. Und wir haben es geschafft.«

Talman nickte. »Ja, das kann man wohl sagen.«

»Und das hat mir auch – meinen Lebensmut – erhalten«, sagte Quentin leise. »Du weißt ja, was ich von jeher für Linda empfunden habe. Es war immer schon wie eine Gleichung, die aufgeht. Und wenn sich jetzt auch die Umstände geändert haben, so haben wir uns ihnen eben angepaßt.« Dann lachte Quentin, und der Psychologe drehte sich erschreckt nach ihm um. »Ich bin kein Monstrum, Van. Du mußt versuchen, dich von dieser Meinung frei zu machen.«

»Du glaubst also«, sagte Talman, »daß du dich nur rein physisch verändert hast?«

»Gewiß habe ich mich verändert«, sagte Quentin. »Aber diese Veränderung ist ganz normal. Es ist doch nichts Fremdartiges an metallischen Gliedern. Das Ganze ist nur ein Schritt über das Auto hinaus. Wenn ich nur der Supermechanismus wäre, für den du mich in deinem Unterbewußtsein hältst, dann würde ich nichts anderes tun, als kosmische Gleichungen aufstellen.«

Quentin fluchte. »Aber wenn ich das täte, würde ich verrückt.

Ich bin kein Supermensch. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch, ein guter Physiker, und ich mußte mich erst an einen neuen Körper gewöhnen. Das hat natürlich auch seine Schat-tenseiten.«

»Worin bestehen die, zum Beispiel?«

»Da sind die Sinne. Oder vielmehr, daß man keine Sinne 90

mehr hat. Ich selbst habe mitgeholfen, eine ganze Menge von Apparaturen zu entwickeln, durch die man diesen Mangel etwas ausgleichen kann. Ich lese Science Fiction und bekomme ab und zu durch elektrische Induktion einen Schwips. Ich schmecke die Speisen, wenn ich sie auch nicht essen kann. Ich sitze vor meinem Fernseher und schaue mir die Programme an.

Ich bemühe mich um einen Ausgleich für alle rein menschlichen Sinneseindrücke. Das gibt dann das Gleichgewicht, das ich unbedingt brauche.«

»Das kann ich verstehen. Geht das aber auch?«

»Aber sicher. Ich habe Augen, die für Farbtöne und Schattie-rungen äußerst empfindlich sind. Ich besitze Armglieder, die so verfeinert werden können, daß ich mit ihnen mikroskopisch kleine Apparate bedienen kann. Ich kann Bilder malen und bin unter einem Pseudonym ein ziemlich bekannter Karikaturist geworden. Das mache ich aber nur so nebenbei. Mein eigentlicher Beruf ist noch immer die Physik, und dieser Beruf füllt mich voll aus. Ich arbeite jetzt an komplizierten Problemen, die Entscheidungen im Bruchteil einer Sekunde erfordern. Dinge, wie zum Beispiel die Steuerung eines Raumschiffes… Bitte, noch etwas Brandy, Van! Was du mir gibst, ist wie ein Tropfen auf heißem Stein.«

»Du bist noch immer Bart Quentin«, sagte Talman, »aber ich kann mir das eher vorstellen, wenn ich die Augen schließe. –

Doch ein Raumschiff steuern…«

»Ich habe nichts von meinen menschlichen Qualitäten verloren«, behauptete Quentin wieder. »Die grundlegenden Ge-fühlswerte haben sich bei mir nicht verändert. Es ist nicht gerade schön, wenn du so kommst und mich voller Schrecken anstarrst.



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